Seit 2006, Österreich
Ausstellung
2018, Baustellenbilder, Dauerausstellung
Bildungshaus Sankt Michael, Matrei am Brenner, Österreich
2010, Baustellenbilder, Dauerausstellung
Freiraum, Mayrhofen, Österreich
Publikation
BIG Geschäftsbericht 2021
Baumeister B10 Oktober 2020 (inkl. Titelbild)
(Doppelhaus, Studio Lois)
Der Standard – 30. März 2019
(Kasematten & Neue Galerie, Bevk Perović arhitekti)
20er 04/2018
(Bildungshaus Sankt Michael, Dibk & teamk2)
Klamme Finger, schwerer Karren
Arbeitskraft auf winterlicher Baustelle zu sein, erfordert neben Fachkompetenz körperliche Robustheit, Vorsicht und Disziplin. Ohne sie ist Architektur nicht verwirklichbar. [ weiter ]
Es ist halb acht am Morgen, das Thermometer zeigt deutliche Minusgrade. Ein kalter Wind bläst. Auf der Baustelle herrscht trotzdem Hochbetrieb. Der Baukran ist besetzt. Im Minutentakt kreiselt er Betonpumpen, Bewehrungskörbe und Fertigteile über die Baugrube. Zentimetergenau landen diese an ihrem Bestimmungsort. Dick bekleidete Männer graben und betonieren. Elektriker sind vor Ort, denken über die Lage von Leitungen und Leerverrohrungen nach. Alle Arbeiter sind seit circa fünf Uhr auf den Beinen – der Arbeitsort wird meist mittels Fahrgemeinschaft erreicht. Milde Winter vergangener Jahre, auch die Möglichkeit, mit Zuschlagstoffen unter null Grad betonieren zu können, haben dazu geführt, dass die Winterpause von Bauarbeitern nicht länger ist als jene von Menschen, die in einem wohl temperierten Büro ihr täglich Brot verdienen. Das Gute daran ist, dass man als Bauarbeiter so nicht temporär „stempeln“ gehen muss. Allerdings geht das Werk am Bau während der kalten Jahreszeit besonders in die Knochen.
Die erste Pause um neun Uhr leert die Baugrube. Alle Arbeiter, ohne Ausnahme, flüchten für eine halbe Stunde in den beheizten Baucontainer. Der erste Teil der mitgebrachten Jause füllt den Energiespeicher, heißer Tee bringt die ausgefrorenen Körper wieder auf Temperatur, klamme Finger werden am Becher gewärmt. Durchaus möglich, dass die Pause heute etwas länger ausfällt. Es ist wichtig, dass der Bauleiter ein besonderes Gefühl für seine Mitarbeiter hat, weiß, wo die Grenzen der Belastbarkeit liegen. Gegebenenfalls muss er diese auch seinem Vorgesetzten gegenüber aufzeigen. Schneit es, so beginnt der Arbeitstag mit einer großflächigen Schneeräumaktion. Vor Ort gelagerte Bauteile ergeben in verschneitem Zustand zwar einen poetischen Anblick. Trotzdem müssen diese vor ihrem Einsatz penibel von Schnee und Eis gereinigt werden. Bewegliche Teile der oft aus Blech und Stahl gefertigten Werkzeuge werden durch Vereisung schwergängig – so etwa die Klappe des großen Betonbehälters. Diese muss, natürlich bevor man ihn am Kran zum Einsatz bringt, mit einem Bunsenbrenner von Eis befreit werden.
Bewegung hält warm, wer steht, der friert. Besprechungen fallen daher extra kurz aus. Aufwärmphasen in beheizter Umgebung gibt es alle zwei bis drei Stunden. Gegen 17 Uhr ist der Arbeitstag beendet – es geht nach Hause. Um dort die Vorbereitung für den nächsten Arbeitstag zu treffen – Suppe und Tee, eine heiße Dusche und jedenfalls früh ins Bett. Das Bild zu diesem Beitrag zeigt eine Situation aus dem Januar des Vorjahres: Die Baustelle ist jene des nach Plänen von Dietmar Ewerz und Martin Gamper neu gebauten Bildungshauses Sankt Michael, Matrei am Brenner. Das Bauvor- haben der Diözese Innsbruck ist mittlerweile abgeschlossen, das Bildungshaus inklusive der einst von Architekt Josef Lackner erdachten Kapelle steht wieder im Vollbetrieb.
(Text für 20er 04/2018)